Coole Sache! Klingt tatsächlich nach einem Film, der - auch auf die Gefahr hin, eine hohle, abgedroschene Phrase zu bemühen - "ein Produkt seiner Zeit war", also ein Film, der eine kreative Vision hatte, aber an soziale Konventionen gebunden war (eventuell sogar an offizielle Anweisungen "von oben"? Die Politik hatte damals zumindest in Amerika viel Einfluss auf das Filmwesen, das war damals in Japan bestimmt nicht anders).
Coole Sache! Klingt tatsächlich nach einem Film, der - auch auf die Gefahr hin, eine hohle, abgedroschene Phrase zu bemühen - "ein Produkt seiner Zeit war", also ein Film, der eine kreative Vision hatte, aber an soziale Konventionen gebunden war (eventuell sogar an offizielle Anweisungen "von oben"? Die Politik hatte damals zumindest in Amerika viel Einfluss auf das Filmwesen, das war damals in Japan bestimmt nicht anders).
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Er ist zumindest kein reiner Propagandafilm, das muss man ihm lassen. Habe eben in die ersten Seiten des Booklets reingelesen und erfahren, dass die Auftraggeber wohl nicht sonderlich zufrieden mit dem Film waren. Er wurde vier Monate zurückgehalten, weil er anscheinend Militärgeheimnisse enthielt, die entfernt werden musste, und dem Film wurde vorgeworfen, er würde sich zu sehr mit der Darstellung des friedlichen Heimatlebens und zu wenig mit dem Kampf gegen den Feind beschäftigen – alles Dinge, die ich nach dem Gucken auch durchaus nachvollziehen kann. Seo Mitsuyo war auch später zunächst als Kommunist, dann sogar als unpatriotischer Pazifist verschrien – der Mann selbst war also von allen Seiten eigentlich nicht ganz unumstritten. Aber ja, ein Produkt seiner Zeit ist der Film definitiv und mich würde es sehr interessieren, wie a) die ungeschnittene Fassung mit den „Militärgeheimnissen“ aussah und b) was für einen Film Mitsuyo gemacht hätte, wenn er freie Hand gehabt hätte (also der Film kein Propaganda-Auftrag gewesen wäre).
Fun Fact: Zum Zeitpunkt, als der Film endlich gezeigt werden durfte, war Tokyo schon so zerbombt, dass kaum noch Kinos standen und die Kinder waren eh schon alle evakuiert worden. Den intendierten Zweck hat er damals also scheinbar so oder so verfehlt. Na ja, nicht dass es 1945 noch einen großen Unterschied gemacht hätte. Ebenfalls interessant: Im Laufe der Produktion wurden die meisten Männer für den Krieg eingezogen, weshalb er gegen Ende primär von Frauen gezeichnet wurde.
Und ja, die Politik hatte damals einen enormen Einfluss auf das Filmwesen. Ausländische Filme waren verboten, deshalb hat die heimische Industrie in der Kriegszeit ziemlich geboomt und Propagandafilme dürfte es aus der Zeit mehr geben, als man aufzählen kann.
#02: Ringing Bell (Chirin no Suzu チリンの鈴, 1978) // Regie: Masami Hata // 46 Minuten Hintergrund Sagt euch der Name Sanrio etwas? Selbst wenn ihr den Namen nicht kennt, seid ihr mit der Firma sicher schon mal in Kontakt gekommen, denn sie ist für zahlreiche erfolgreiche Maskottchen verantwortlich, darunter Hello Kitty. Erst kürzlich lief eine Serie namens Sanrio Boys, wo es um Jungs geht, die total auf Sanrio-Produkte abfahren. Sanrio hat im Laufe der Jahrzehnte etliche Animes produziert, um sein Merchandise unter die Kinder zu bringen. Ringing Bell fällt jedoch sehr aus dem Ramen, denn so eine Geschichte würde man keineswegs von einer Serie mit einem niedlichen Lamm in der Hauptrolle erwarten. Für das Konzept zeichnet sich neben Sanrio der 2013 verstorbene Takeshi Yanase verantwortlich, der mit Anpanman eines der beliebtesten Maskottchen Japans schuf, das sicherlich in einem Atemzug mit Doraemon erwähnt werden kann. Nun, mit Ringing Bell entschied er sich für ein unkonventionelles Konzept. Der Regisseur Masami Hata hat im Laufe seiner Karriere etliche Kinderfilme mit niedlichen Figuren gemacht, darunter auch Sea Prince and the Fire Child, Little Nemo und viele Kram wie Hello Kitty.
Erwartungen Karl hatte den Anime auf dem BMT mehrfach erwähnt und ich wusste, dass die Geschichte von dem Schaf und dem Wolf sehr düster und wendungsreich sein sollte.
Eindrücke Ringing Bell erzählt die Geschichte von einem kleinen Lamm namens Chirin, dessen Mutter von einem Wolf getötet wurde. Das Lamm will das nicht akzeptieren und sucht den Wolf auf. Frustriert über die Schwäche seiner Rasse beschließt es, selbst ein Wolf zu werden und bittet den Wolf, es als Schüler zu akzeptieren. Zunächst ignoriert der Wolf Chirin, doch als er die Entschlossenheit des kleinen Lamms sieht, zeigt er sich beeindruckt und akzeptiert es als Schüler.
So weit, so gut. (Achtung, es folgt eine Zusammenfassung der Handlung bis zum Ende!) Den weiteren Handlungverlauf hatte ich allerdings nicht kommen sehen. In typischer Shounen-Manier trainiert das Schaf drei Jahre und erlangt unheimliche Kräfte. Ihm wachsen zwar keine Reißzähne, aber dafür spitze Hörner und es kann sogar Bären niederstrecken. Die einstigen Rachegedanken hat Chirin über Bord geworfen – mit der Zeit hat es begonnen, den Wolf als eine Art Vater zu sehen. Zusammen gehen die beiden auf Jagd und sind in der ganzen Tierwelt gefürchtet.
Eines Tages kehren die zwei in Chirins Heimat zurück. Der Wolf will Chirins alte Herde angreifen und Chirin hat kein Problem damit. Als er jedoch vor einem Lämmchen steht, das nach seiner Mutter ruft, kann Chirin ihm nichts antun und bittet den Wolf, den Angriff abzublasen. Der will jedoch nicht und kommt es zu einer Auseinandersetzung, in der Chirin den Wolf tötet. Der Wolf sagt nur „gut gemacht“ und scheidet dahin. Chirins Herde fürchtet sich jedoch vor Chirin und so zieht Chirin sich in die Berge zurück. Ab und zu hört man noch das Läuten seiner goldenen Glocken, doch das Schaf selbst wurde nie wieder gesehen...
Ich habe nun die gesamte Handlung zusammengefasst, um zu verdeutlichen, um was für eine ungewöhnliche Geschichte es sich handelt. Sie ist ziemlich düster und trostlos, aber merkwürdigerweise ist das der Ton des Films nicht immer. Gerade die Trainingspassagen wirken wie aus einem alten Shounen-Anime, eigentlich erschreckende Momente sind mit heroischer Action-Musik wie aus einem 70er/80er-Kinderanime (Super Robot / Sport / ...) unterlegt, was irgendwie unpassend wirkt. Das melancholische Titellied, das mehrfach aufgegriffen wird und übrigens auch gut in die englische Dub übertragen wurde, steht in einem krassen Kontrast dazu.
Es ist definitiv ein interessanter Film. Die Produktion ist nicht unbedingt beeindruckend – die Animation ist eher zweckmäßig, das Design der Tiere nicht sonderlich ansehnlich und das Quellmaterial leider mies gealtert. Dadurch, dass der Film nur 46 Minuten lang ist, wird er definitiv nicht langweilig, aber zugleich geschehen die Entwicklungen auch so schnell, dass man nicht so wirklich Zeit hat, viel für Chirin zu empfinden. Aus diesem Grund und weil der Ton der Handlung etwas inkonsistent ist, würde ich den Film auch nicht unbedingt als rund bezeichnen, aber das ungewöhnliche Konzept und die drastischen Entwicklungen im Rahmen der Geschichte sind interessant genug, dass man mal einen Blick riskieren kann.
Ein ähnliches Konzept hat Arashi no Yoru ni, der mir letztlich auch deutlich besser gefallen hat, auch wenn der Film die Idee nicht ganz so drastisch durchzieht.
Hintergrund + Erwartungen Ich bin ein großer Fan von Shunji Iwais Anime-Debüt, The Case of Hana and Alice, einem einzigartigen Coming-of-Age-Film, der Abenteuer und Freundschaft wunderschön verbindet und durch Rotoskopie-Stil und die ungewöhnliche Regie im Anime-Bereich wirklich unverbraucht ist. Shunji Iwai ist in Japan durchaus ein bekannter Name – allerdings für seine Realfilme, nicht für Animes. Fireworks ist auch kein Film von Shunji Iwai, der war nur für das Konzept beziehungsweise die Vorlage verantwortlich. Der Film wurde gänzlich im Hause Shaft unter der Regie von Noboyuki Takeuchi produziert, dessen Regie-Debüt der Film auch war. Während ich mich anfänglich sehr auf den Film gefreut habe, habe ich nach den mäßigen Kritiken, die der Film bekam, meine Erwartungen etwas zurückgeschraubt.
Eindrücke Die Hintergründe sehen fantastisch aus! Kein Wunder, denn Studio Pablo hatte hier seine Finger im Spiel und die liefern mit die besten Hintergründe in der gesamten Industrie. Allerdings trifft das nur auf manche Szenen zu – einige machen weit weniger her. Generell wirkt der Film visuell nicht so ganz konsistent. Das CGI ist Mittelmaß, das Wasser sieht aus wie von 2010 und die an Bakemonogatari erinnernden Charakterdesigns wirken in manchen Situationen etwas off.
Das erste Drittel des Films ist eine typische Mischung aus Coming-of-Age und Jugendromanze. Schön in Szene gesetzt mit sommerlichen Panoramen, einem Festival und verträumter Musik, die übrigens den ganzen Film hindurch Klasse ist. Es geht um zwei Jungs, die dasselbe Mädchen lieben, das wiederum Stress mit ihrer Mutter hat und von Zuhause weglaufen will. So weit, so gut. Alles bekannt, man weiß, was man zu erwarten hat. Als dann plötzlich Zeitreise-Elemente eingeführt wurden, haben meine Alarmglocken zu läuten begonnen.
Nicht ganz unbegründet, aber ich fand den Teil letztlich weniger schlimm als befürchtet. Tatsächlich ist der gesamte Zeitreise-Teil völlig aus der Luft gegriffen, wird nicht erklärt und sorgt am Ende des Films für ein sinnlos offenes Ende. Aber das hat mich hier weniger gestört als beispielsweise in your name., weil es sich in Fireworks so angefühlt hat, als wäre es mehr oder weniger der Aufhänger für die Handlung, die Prämisse, aber nichts, worum sich die gesamte Handlung und Dramatik dreht.
Tatsächlich mochte ich die Atmosphäre des Films nach anfänglichem Zweifel sehr. Es ist eine bodenständige Liebesgeschichte zwischen zwei Figuren, die sich kaum kennen, entsprechend auch nicht furchtbar emotional. Die launische Natur der Figuren, das gemeinsame „Weglaufen“ und die Flucht im Zug, dabei immer wieder die schönen Meerespanoramen und Bilder von den Feuerwerken haben mich doch sehr eingenommen.
Zwar kann ich den Film wegen des aus der Luft gegriffenen Zeitreise-Konzepts und dem Ende nicht ohne Einschränkungen weiterempfehlen, aber letztlich hat er mich mehr angesprochen, als ich erwartet hatte. Es ist keineswegs ein perfekter Film – er hat viele Makel –, aber in seiner jugendlichen Wankelmütigkeit kriegt er volle Punkte und zumindest in diesem Punkt ist er Hana & Alice etwas ähnlich. Zudem habe ich wieder gemerkt, wie sehr eine audiovisuell-atmosphärisch stimmungsvolle Inszenierung bei mir ausmachen kann. Musikalisch war der Film wirklich toll, auch das Titellied hat mir sehr gefallen.
So, ich war nicht untätig in den letzten Tagen, aber mit den Berichten hinke ich hinterher. Also mal wieder an die Arbeit!
#04: Ancien und das magische Königreich (Hirune Hime ひるね姫 ~知らないワタシの物語~, 2017) // Regie: Kenji Kamiyama // Animation: Signal MD // 106 Minuten
Hintergrund
Ancien und das magische Königreich – wobei ich Napping Princess für den schöneren Titel halte – ist der neuste Film von Kenji Kamiyama (Ghost in the Shell S.A.C, Eden of the East). Als sein letzter Film nach dem großen Tōhoku-Erdbeben (009 auch in Kinos in den betroffenen Regionen gezeigt wurde, hat Kamiyama beschlossen, als Nächstes einen Film zu machen, der im Kern friedlich ist und ohne viel Zerstörung auskommt.
Es ist das erste Originalwerk Kamiyamas und zunächst sollte der Film gänzlich ohne Fantasy-Elemente auskommen. Im Verlauf der Produktion entstand aber eine Traumwelt, die die Handlung um eine märchenhafte Komponente erweitert.
Animiert wurde der Film von Signal MD, einem Schwesterunternehmen von Production I.G, von dem wir in den nächsten Jahren sicher noch mehr sehen werden. Angesiedelt ist die Handlung in der Präfektur Okayama im Süden der Hauptinsel und die dargestellten Schauplätze kann man fast alle im echten Japan antreffen.
Die Musik stammt von Yoko Shimomura.
Erwartungen
Ich hatte mich schon seit der Ankündigung sehr auf den Film gefreut, auch wegen Yoko Shimomura. Einen Hype hatten das gezeigte Material jedoch nie bei mir ausgelöst und es war kein Film, den ich zur Veröffentlichung unbedingt sofort gucken musste.
Eindrücke
Zitat von Klappentext
Kokone lebt mit ihrem Vater in der Präfektur Okayama. Sie ist eine typische Schülerin und doch hat sie ein ganz besonderes Talent nämlich jederzeit und überall einschlafen zu können. In ihren Träumen findet sie sich im magischen Königreich Heartland wieder und durchlebt mit ihrem magischen Tablet-Computer waghalsige Abenteuer. Doch bald erkennt sie, dass ihre Träume der Schlüssel sind um ihren Herausforderungen in der realen Welt zu begegnen …
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Ich mag den Film. Die Prämisse gefällt mir, die Figuren sind sympathisch, der thematische Schwerpunkt – Familie – trifft genau meinen Geschmack. Trotzdem hat das Film für mich keinen Moment gehabt, der einen wirklich starken Eindruck bei mir hinterlassen hatte.
In dem übrigens sehr empfehlenswerten Bonusmaterial redet Kamiyama darüber, dass er zunächst einen Film ohne Fantasy-Elemente und mit Road-Trip-Feeling machen wollte. Das hätte mir, denke ich, deutlich besser gefallen, denn die Abschnitte in der Fantasywelt fand ich zugegebenermaßen ziemlich langweilig. Einen kleinen Road Trip gibt es zwar immer noch, aber der füllt die Handlung nicht aus.
Im Grunde genommen gibt es wirklich vieles an dem Film, was mir gefällt. Aber im Endeffekt fehlt einfach „das gewisse Etwas“ – etwas, das den Film für mich zu mehr als nur angenehmer Unterhaltung macht. Trotzdem würde ich ihn als abendfüllenden Familienfilm durchaus weiterempfehlen.
Viele der magischen Elemente sind schön in die Welt integriert. Die Verbindung zwischen echter und Traumwelt sind teils etwas wirr, aber die Idee mit dem „magischen“ Tablet hat mir gefallen. Ich hätte mir den Film auch mit einer kleinen Liebesgeschichte gut vorstellen können, aber die hat thematisch wohl nicht mehr reingepasst.
Die Musik von Yoko Shimomura war gefällig, aber ist mir beim Schauen nicht so sehr aufgefallen.
#05: Miyori's Forest (Miyori no Mori ミヨリの森, 2007) // Regie: Nizou Yamamoto // Animation: Nippon Animation // 107 Minuten
Hintergrund
Miyori's Forest ist mit einem Budget von umgerechnet etwa 1,7 Million US-Dollar und einer Laufzeit von mehr als 100 Minuten eine der aufwändigeren TV-Produktionen. Die Geschichte basiert auf einem Manga von Hideji Oda. Zugleich war der Film das Regie-Debüt von Nizou Yamamoto, der sich durch seine Arbeit an Filmen unter Hayao Miyazaki, Isao Takahata und Mamoru Hosodaals Animation Director bereits vorher einen Namen gemacht hatte. Leider war es auch sein einziger Film.
Erwartungen
Ich wusste, dass der Film bildhübsches Hintergründe und ein tolles Setting hat, mehr eigentlich nicht. Ich hatte also keine besonderen Erwartungen an die Umsetzung.
Eindrücke
Zitat
After being deserted by her parents, 11-year old Miyori shuts her heart from the rest of the world and denies any form of human relationships. She was entrusted in the care of her grandmother who lives near the forest. Miyori will take a walk in the forest where she felt a strong sense of loneliness in the forest which seems to have nothing. However, she soon encounters unbelievable things and gradually realises that the forest is more than what it seems...
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Miyori's Forest hat mir von Anfang bis Ende richtig gut gefallen! Das liegt daran, dass die Prämisse genau bei mir ins Schwarze trifft und für mich einer der schönsten Ausgangspunkte für eine kleine Abenteuergeschichte ist – siehe auch Boku no Natsuyasumi (Spieleserie) oder Nijiiro Hotaru ~Eien no Natsuyasumi~ (Roman bzw. Anime-Film).
Die Darstellung des Waldes erinnert an Natsume Yuujinchou oder Mein Nachbar Totoro, die Youkai jedoch mehr an Ein Brief für Momo. Die Geschichte ist kindergerecht und relativ langsam, aber trotz der magischen Elemente recht bodenständig und wie Mein Nachbar Totori ist es ein Film, der Kindern die Magie in unserer Welt zeigen will.
Dies gelingt dem Film auch außerordentlich. Nicht nur die Youkai, sondern der Wald als Ganzes und auch das Haus von Miyoris Großeltern strotzen nur so vor geheimnisvollen Dingen, die es zu entdecken gibt. Neben dem wunderschönen Art Design und den tollen Hintergründen trägt auch die Musik ihren Teil hierzu bei. Animationstechnisch ist der Film jedoch eher durchschnittlich – hier merkt man, dass es keine Kinoproduktion ist.
Wer kein explizites Interesse an dem Setting oder dem Thema hat, mag die Handlung des Films etwas lang und unaufregend finden, aber mir hat sie richtig zugesagt. Auch mochte ich sehr, wie die anfangs mürrische und nicht besonders sympathische Protagonistin sich nach und nach immer mehr für ihre Umwelt interessiert und durch ihr eigenes entwickeltes Verantwortungsbewusstsein auch ihre Familienprobleme besser bewältigen kann. Der Film ist keinesfalls innovativ, aber funktioniert auf vielen Ebene einfach ziemlich gut.
Bin jedenfalls positiv überrascht gewesen, wie sehr ich ihn mochte. Bisher auch auf jeden Fall mein Lieblingsfilm der Challenge!
#06: Die zwölf Monate (Sekai Meisaku Douwa: Mori wa Ikite Iru 世界名作童話 森は生きている, 1980) // Regie: Kimio Yabuki // Animation: Toei Animation // 65 Minuten
Hintergrund
Die zwölf Monate ist ein Film, den man vielleicht als Kind gesehen hat, ohne die Verbindung zu Japan zu erkennen. Die Handlung basiert auf einem russischen Märchen von Samuil Marshak und ist auch vom Stil stark russisch-europäisch beeinflusst. Animiert wurde der Film von Toei Animation, allerdings in Partnerschaft mit dem russischen Animationsstudio Soyuzmultfilm. Das National Leningrad Philharmonic spielte die Musik ein.
Der Film wurde in vielen Ländern veröffentlicht, interessanterweise sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland. Diese beiden Dub-Fassungen zu vergleichen, ist sehr interessant, denn sowohl inhaltlich als auch von den Stimmen unterscheiden sie sich sehr stark. Beide sind jedoch durchaus gelungen. Ich habe den Film allerdings dennoch auf Japanisch gesehen. Osamu Tezuka war in die Produktion als Co-Produzent und Charakterdesigner involviert.
Erwartungen
Ich habe mit einem klassischen Märchen im europäischen Stil gerechnet und das auch ungefähr bekommen.
Eindrücke
Ein Mädchen namens Anna (Anja) lebt bei ihrer bösen Stiefmutter und ihrer ebenso bösen Stiefschwester. Jeden Tag muss sie hart schuften und bekommt nie ein freundliches Wort zu hören. Im Wald entdeckt trifft sie jedoch eines Tages die „Monate“, zwölf Gestalten, die die Macht haben, die Jahreszeit zu ändern. Sie versucht die Begegnung geheimzuhalten, aber als die kindliche Königin auftaucht und Anna befiehlt, sie an die entsprechende Stelle im Wald zu führen, muss Anna sich fügen.
Die Geschichte wirkt gänzlich konventionell, vom Inhalt über die Darstellung der Figuren bis hin zu den magischen Elementen. Und das ist auch der Reiz daran. Bei Die zwölf Monate handelt es sich nämlich wirklich um eine reinrassige Märchenverfilmung, die zwar in keinerlei Hinsicht innovativ oder außerordentlich ambitioniert wirkt, aber den Inhalt sehr solide umsetzt. Das Wintersetting lässt durchaus eine sehr dichte Atmosphäre aufkommen, die magischen Elemente wirken wirklich wundersam und Märchenstimmung ist garantiert. Von den Figuren ist die kindliche Königin wohl die einzigartigste, die sich die Welt mit ihrer eigenen Logik spinnt und nach Lust und Laune die Regeln der Mathematik ändert oder die Tageszählung, weil sie es als Königin eben kann.
Insgesamt ist es ein schöner, klassischer Märchenfilm, der zwar in keinem Punkt heraussticht und recht eindimensionale Figuren und eine typische Gut-Böse-Dualität hat, aber gerade durch seine ungeheure Konventionalität ein angenehm klassisch-nostalgisches Gesamtbild vermittelt.
#07: Like the Clouds, Like the Wind, (Kumo no You ni, Kaze ni You ni 雲のように風のように, 1990) // Regie: Hisayuki Toriumi // Animation: Studio Pierrot // 79 Minuten
Hintergrund
Das Charakterdesign dieser TV-Produktion ähnelt nicht nur zufällig dem Ghibli-Design. Charakterdesigner Katsuya Kondou ist nämlich ein Ghibli-Veteran, der vorher und auch danach an zahlreichen Ghibli-Filmen arbeitete, unter anderem als Charakterdesigner und Key Animator.
Erwartungen
Ich habe mit einem netten, kurzweiligen Film mit historisch-fantastischem Setting gerechnet, mehr Erwartungen hatte ich nicht.
Eindrücke
Zitat
Ginga is a simple—yet energetic—country girl, living with her father far from the capital city of the empire in ancient China. When she learns of an opportunity to become a concubine of the young new Emperor, with the possibility of getting a regular food supply in the bargain, Ginga convinces her father to let her go. Once there, she meets all of the other potential head wives, each of whom have various reasons for being there. All of them must learn to read and write, learn the history of their country, and learn the proper mannerisms for being in the royal court.
Ginga's enthusiasm tends to get her in trouble more often than not, but it works to her advantage when they learn that the former emperor's head wife, who is not the mother of the current emperor, is plotting treachery against the new emperor, and that a rebellion is headed toward the capital.
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Die proaktive Protagonistin ist klasse. Mit ihrer unverhohlenen und dennoch leicht naiven Art sorgt sie im Kontrast zur Steifheit des Hofpersonals für viele herzliche Lacher. Auch die anderen Charaktere gehen in ihren Rollen wunderbar auf und die Chemie zwischen den Figuren ist toll.
Trotz seines Alters wirkt der Film von seiner Botschaft sehr progressiv. Die Frauen verkörpern Stärke und Unabhängigkeit – ein kompletter Gegenpol zur Damsel-in-Distress – und der Film äußerst sogar ein paar Gedanken zum Thema Homosexualität und Geschlechteridentität. Zwar wohl in erster Linie als Foreshadowing, dass der Kaiser als Frau verkleidet herumläuft, um den Augen der Feinde zu entgehen, aber es wirkt trotzdem erfrischend fortschrittlich und natürlich, gerade für einen japanischen Film.
Die Ästhetik gefiel mir auch abseits des Charakterdesigns sehr gut. Die traditionelle Kleidung der Figuren ist schön farbenfroh, die Palastgebäude wirken opulent und die Animation insbesondere der Mimik und Gestik ist an vielen Stellen sehr ausdrucksstark.
Die eigentliche Geschichte ist klassisch, aber mit gutem Pacing umgesetzt und verlagert im Verlauf ihren Schwerpunkt in eine Richtung, die man vielleicht nicht erwartet. Sicherlich ist der positive Ausgang äußerst idealistisch, aber es handelt sich ja auch im einen Kinderfilm mit positiver Grundstimmung, der zugleich spaßig sein und eine schöne Botschaft vermitteln soll.
Unterm Strich bin ich recht angetan von Like the Clouds, Like the Wind. Neben dem herzlichen Humor und dem generellen Unterhaltungswert erfährt man auch ein paar Dinge über das chinesische Dynastiesystem, was ich sehr interessant fand, auch wenn ich nicht weiß, ob es die Wirklichkeit komplett wiederspiegelt. Ein sehr schöner und kurzweiliger Familienfilm!
#08: My Sister Momoko (Momoko, Kaeru no Uta ga Kikoeru yo. もも子, かえるの歌がきこえるよ., 2003) // Regie: Setsuko Shibuichi // Animation: Magic Bus // 79 Minuten
Hintergrund
Momoko basiert auf einem Roman von Akari Hoshi, einer Autorin und Aktivistin, die sich für behinderte Kinder einsetzt. Neben Momoko wurde ein weiteres ihrer Werke, Daichan, Daisuki., als Anime-Film umgesetzt. Das Studio Magic Bus schien damals vermehrt solche Filme gemacht zu haben, mittlerweile ist das Studio allerdings kaum noch ein Begriff.
Erwartungen
Ich hatte keine besonderen Erwartungen an den Film. Der Film 5-tou ni Naritai. mit einem ähnlichen Thema hatte mir aber gut gefallen.
Eindrücke
Der Film handelt von dem namensgebenden Mädchen Momoko, das unter einer Muskelschwäche leidet. Die Geschichte wird aus der Perspektive ihres Zwillingsbruders Riki erzählt, der von der Krankheit allerdings nicht betroffen ist. Momoko ist ein fröhliches Mädchen. Früher konnte sie all das tun, was die anderen Kinder auch tun konnten, doch mittlerweile ist sie körperlich deutlich eingeschränkt und kann motorisch schwierige oder kraftaufwändige Aktivitäten nicht mehr durchführen.
Sie geht auf eine Schule für Behinderte, doch will einmal in der Woche die Schule ihres Bruders besuchen. Riki ist davon zunächst nicht begeistert, weil seine Schwester ihm peinlich ist, doch sehr schnell akzeptiert er die Tatsache und schützt Momoko vor dem Mobbing eines Mitschülers. Im Verlauf des Films lernt der Zuschauer die beiden Figuren besser kennen und bekommt einen genaueren Blick auf das Leben einer Person mit einer solchen Behinderung.
Dabei verharmlost der Film den Umstand auch nicht, dass das eine Krankheit ist, die schon früh tödlich sein kann. Momoko verbringt viel Zeit im Krankenhaus und einer ihrer Freunde an ihrer Schule für behinderten Kinder stirbt sogar sehr plötzlich. Momoko ist sehr hartnäckig und will alles allein schaffen. Mit ihrer Persönlichkeit gelingt es hier stets, den Leuten um sich herum ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern, was auch dazu führt, dass ihre Klassenkameraden an Rikis Schule sie aufmuntern wollen.
Visuell ist der Film leider sehr reizlos. Das Charakterdesign wirkt generisch, die Animation ist zweckmäßig und das Art Design sticht in keinerlei Hinsicht hervor. Die Musik von Michiru Ooshima allerdings ist äußerst effektiv und untermalt besonders die dramatischen Momente ausgezeichnet. Und davon gibt es einige. Nicht immer ist die Dramatik feinfühlig inszeniert – manchmal wirkt es etwas zu direkt –, aber im Großen und Ganzen setzt der Film die Gefühle der Figuren gut um und man kann mit ihnen mitfühlen, auch ohne große erzählerische Eleganz.
Etwas überrascht hat mich das Ende, da hatte ich nicht mit gerechnet:
Ich hatte den Film auf einer Zugfahrt gesehen und wurde von Anfang bis Ende sehr gut unterhalten. Das Pacing des Films ist angenehm und ohne Leerlauf. Unterm Strich mochte ich Momoko definitiv, besonders weil Menschen mit Behinderungen in Animes nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen und in Hauptrollen so gut wie nie vorkommen. Die Umsetzung war jedoch weder visuell noch von der Regie oder dem Drehbuch mehr als durchschnittlich.
Wow wie findest du immer so schöne Filme? Ich habe von Animes inzwischen, bei allem was nicht von Ghibli oder den Garden of Words Macher (oder den Summer Wars Macher) kommt einen gänzlich anderen Eindruck... aber hier hätte ich ausnahmslos bei jedem Film spontan Bock ihn mir anzusehen. (ob das wohl am Alter liegt) Ich habe ja von Animes eher einen etwas anderen Eindruck bekommen, was wohl derzeitigen Trends bei Serien geschuldet ist. *ähem'